HN 4
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Allgemeine Hinweise
Das Wort „Hausnummer" erscheint im Text abgekürzt mit „HN". Ein angegebenes Datum bezieht sich jeweils auf die notarielle Verbriefung, nicht auf den Grundbucheintrag und nicht auf kirchliche Daten. Große Preisdifferenzen beim Ankauf und Verkauf eines Anwesens deuten oft auf den Ausbruch von Grundstücken aus dem Gesamtbesitz hin. Die Markwährung wurde 1876 eingeführt, wobei einem Florentiner Gulden (stets abgekürzt mit „fl.") circa 1,76 Mark entsprach, abgekürzt „M", „GM" („Goldmark") oder „RM" („Reichsmark"). Was die Schreibweise der Namen betrifft, so findet sich vor 1880 kaum eine einheitliche Rechtschreibung. Es gilt: „F" wie „V" (z.B. Foag/Voag), „ei" wie „ai", „m" wie „mm", „ö" wie „ä" oder „e" (z.B. Böck/Bäck/Beck), „ü" wie „i" (z.B. Müller/Miller), „s" wie „ß", „-l" wie „-el", „-r" wie „-er",und ähnliches.
HN 4 (Hauptstr. 41 / Raiffeisenstr. 1): Hirtenhaus / Armenhaus / Schützenheim
Bei dieser Hausnummer handelt es sich ursprünglich um das gemeindliche Hirtenhaus. Schon vor 1694 wohnte hier der „Kühehirt". Im Jahre 1786 war dies z. B. Jakob Vonroth. Auch Roß- und Ochsenhirte hatten dort kostenlose Herberge. Daß es die Gemeinde nicht gerade leicht mit diesen jungen Männern hatte, kann man im Pflegamts-Protokollbuch nachlesen, wo geschrieben steht: „daß sie den Bürgermeistern besser als bisher beschehen Folge leisten sollen. Insonderheit wurde dem Jakob Vonroth aller Umgang mit dem famosen Saumädel (Tochter des bisherigen Schweinehirten) unter Landesverweisung und Zuchthausstrafe verboten."
Die Hirten hatten streng darauf zu achten, daß vor dem ersten Austreiben im Frühjahr jedes Stück Vieh den Beschaumeistern vorgestellt wurde, ebenso wie jedes ins Dorf hereingekaufte Tier, um Seuchen vorzubeugen. Anno 1702 verdiente der Kuhhirt jährlich 18 Gulden (1 Gulden = 20 Maß Bier). Um sein Gehalt aufzubessern, ließ er sich bisweilen auch als Nachtwächter aufstellen und mußte dafür „jede Nacht an verschiedenen Dorfplätzen die Stunden fleißig ausrufen und in der Zeit von 1 Uhr bis 4 Uhr die Stunden blasen".
Das Hirtenhaus diente später als „Armenhaus". 1890 wurde es durch einen Anbau im Osten vergrößert, später im Westen erweitert. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren war dieses Gemeindehaus in mehrere Wohnungen untergliedert, die an verschiedene Privatpersonen vermietet wurden.
Von 1978 bis 2004 wurde es als Schützenheim genutzt. Seitdem dient es als Jugendhaus.