Haus- und Hofgeschichte

Aus Genderkinger Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Genderkinger Heimatbuch

Dieser Text basiert im Ursprung auf dem Genderkinger Heimatbuch. Die Genehmigung zur freien Verwendung der Texte dieses Buches wurde, sofern der Persönlichkeitschutz beachtet wird, von den Autoren pauschal für dieses Wiki erteilt. Bei einer weiteren Verwendung außerhalb dieses Wikis ist ggf. die Genehmigung der Autoren einzuholen.

< Heimatbuch < Haus- und Hofgeschichte

Die nachfolgenden Angaben sind aus folgenden im Staatsarchiv Augsburg aufbewahrten Quellen entnommen:

  • Kataster des Rentamts Donauwörth von 1830 - 1961, Protokollbücher des Landgerichts Donauwörth von 1803 - 1862
  • Güterbeschreibungen des Klosteramts Genderkingen von 1694 mit Nachträgen bis circa 1800

Ortsplan Genderkingen aus dem Jahre 1814 mit eingetragenen Hausnummern

HauserleWagnerFeldbacherHeiglSchneiderZollhäusler

Uraufnahme;© Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern 2009 Legende

Die Nummern auf den Flurstücken sind identisch mit den Hausnummern der jeweiligen Besitzer.

Die ältesten Höfe

In der Grundherrschaft des Mittelalters gab es in jedem Dorf stets einen Hof, der vom Grundherrn selbst oder von seinem Beauftragten, dem „Meier", verwaltet wurde. Bei dem Meierhof Genderkingens handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Hausnummer 48, den „Kirchenbauer", wofür schon dessen zentrale Lage spricht. Schon früh, also vor dem Einsetzen der urkundlichen Überlieferung 1280, ist dieser Hof aufgeteilt worden. Die Unruhen des Mittelalters und der alles vernichtende Dreißigjährige Krieg lassen eine genaue chronologische Bestimmung nicht mehr zu.

Nach 1648 stoßen wir noch auf 4 „Urhöfe", die schon bald im Laufe der Jahre in verschiedenen Anwesen aufgingen. Nur durch eine mühsame Analyse der Flurbesitzungen kombiniert mit Hinweisen aus klösterlichen Güterbeschreibungen, Einwohnerlisten, etc. waren diese Höfe zu rekonstruieren. Es handelt sich dabei um folgende:

1. Der Hof des Egidy Digl:

Er setzte sich zusammen aus dem einstigen Meierhof Hausnummer 48 („Kirchenbauer", Kirchplatz 4), aus Hausnummer 49 („Wirt", Hauptstr. 1), sowie Nr. 34 („Schweizerle”, Donauw. Str. 11) und wahrscheinlich Nr. 25 (ehemaliges Anwesen Augustin, Bachstraße 14).

2. Der Hof des Martin Böhm:

Dieser Hof ging über in Hausnummer 69 („Hauserle", Hauptstr. 15) und die Hausnummern 14 („Wirumle", Anwesen ist eingegangen) und 12 („Flammensbeck", Hauptstr. 10), wobei auf letzterem die Hofstatt lag.

3. Der Hof des Georg Eysele:

Er teilte sich im Laufe der Zeit in die Anwesen Hausnummern 2 („Schäffler”, Hauptstraße 48), 58 („Höflebauer", Lechstraße 20) und 53 („Stapfenhannes", Bäckerstraße 3), auf welchem die Hofstelle lag.

4. Der Hof des Adam Frost:

Dieser Urhof halbierte sich zu den Anwesen Hausnummer 70 und 71, heute bekannt unter „Kropp" (Hauptstr. 17) und „Veitl" (Hauptstr. 19).

Neben diesen Höfen existierten natürlich eine Reihe von Kleinanwesen, sogenannten „Sölden", die von Landwirtschaft allein nicht leben konnten und auf Nebenerwerb angewiesen waren. Auf diese Tätigkeiten lassen sich Hausnamen wie Bäck, Schneider, Weber, Schuster, Schäffler, Metzger, Schreiner, Schmied, etc. zurückführen.

Die Unterscheidung in Höfe und Sölden war von Bedeutung für die Besteuerung, wobei die Bauerngüter entsprechend der Hofgröße noch differenziert wurden in Ganzhöfe, Halbhöfe, Viertelhöfe und Achtelhöfe.

Genderkingen und seine Hausnummern

Im Dezember 1784 sind „bey Gelegenheit des Durchmarsches der kaiserlichen Truppen nach den Niederlanden" alle Häuser in Genderkingen numeriert worden. Diese Hausnummern, die heute nur noch mit Mühe korrekt den Höfen zugeordnet werden können, behielten ihre Gültigkeit bis Anfang des 19. Jahrhunderts, als irgendwann zwischen 1810 und 1830 der Ort neu durchgezählt und entsprechend geänderte Hausnummern zugewiesen wurden. Über diesen Vorgang gibt es keine Aufzeichnungen, weshalb hier bei vielen Höfen die nachweisbare Chronik abreißt!

Fortan setzte man die Numerierung nach dem zeitlichen Prinzip fort: d.h. jedes neu erbaute Haus erhielt die nächste Ziffer in der Zahlenreihe. Ein Haus mit der Nr. 100 wurde demnach später errichtet als z.B. Nr. 85. Bisweilen wurden auch Bruchzahlen vergeben, wenn ein Haus in unmittelbarer Nähe zu einem bereits bestehenden Anwesen erbaut wurde, z.B. schließen sich im Ortsbild die Hausnummern 4 1/2,41/3,41/4 , usw. an Nummer 4 (Gemeinde) an.

Ab circa 1930 begann man im Zuge des dörflichen Anwachsens, der Hausnummer einen Straßennamen voranzustellen. Dabei gab es neben Hauptstraße, Donauwörther Straße, Lechgasse, Bachgasse und Kirchgasse auch den Kirchenwinkel, den Wertachweg (heute „Raiffeisenstraße"), die Judengasse (heute „Bäckerstraße") und die Frühlingsstraße (später Rosengasse genannt, heute „Schloßstraße" und „Kapellstraße").

Fast 140 Jahre lang behielten somit diese Hausnummern ihre Gültigkeit, bekannt sind sie vielen Hofbesitzern heute noch. Erst am 1. 2.1961 setzte die Gemeinde die alten Nummern außer Kraft und nahm eine neue Numerierung der Häuser nach ihrer Lage im Dorf und dem Standort innerhalb einer Straße vor. Letzte Unstimmigkeiten wurden 1993 ausgeglichen. Nachfolgende Hausnummernangaben in dieser Häuserchronik beziehen sich stets auf die alten Nummern.

Vorwort zur Häusergeschichte

In der folgenden "Häuserchronik" soll in kurzen Zügen die Geschichte der einzelnen Häuser und Anwesen Genderkingens beschrieben werden. Berücksichtigt wurden alle Häuser Genderkingens, die vor Beginn des ersten Weltkrieges erbaut wurden und im Katasterverzeichnis aufgeführt sind (bis Hausnummer 122). Zum Teil konnten die Besitzer der Sölden und Höfe in Genderkingen bis ins 17. Jahrhundert zurück ermittelt werden. Eine lückenlose Rekonstruierung war jedoch oft nur bis ins 18. Jahrhundert möglich. Die Tatsache, daß sich zwischen 1784 und 1830 die Hausnummern änderten, sowie Lücken in den Heiratsmatrikeln der Pfarrei Genderkingen in diesen Jahren, ließen Versuche, die Hofchroniken bis 1694 zurückzuverfolgen, in vielen Fällen scheitern.

Wesentliche Grundlage für die Häusergeschichte waren die ab 1830 von einer speziellen Steuerkommission erstellten sogenannten „Kataster". Für jede Hausnummer findet sich hierin eine Auflistung sämtlicher Flurbesitzungen mit Angaben zu etwaigen Änderungen der Eigentumsverhältnisse. Diese „Grundbücher" wurden mittels mehrbändiger Umschreibhefte und Neuauflagen ständig aktualisiert und bilden somit den Grundstock für die Nachforschungen zur Geschichte eines Anwesens. Auffallend ist in Genderkingen ein enorm häufiger Besitzerwechsel. Vor allem die Besitzer der Kleinanwesen (Sölden), die den Großteil in der Häuserstruktur unseres Dorfes ausmachten, wurden durch die ungünstigen landwirtschaftlichen Bedingungen (z.B. ständige Überschwemmungen) immer wieder in Geldnot gebracht und aufgrund einer allgemein desolaten Kreditlage im 19. Jahrhundert zum Verkauf ihres Anwesens gezwungen. Als Auslöser „auf d'Gant" (d.i. zur Zwangsversteigerung) zu kommen, genügte für einen Bauern, daß seine Pferde verendeten. Ein altes Sprichwort meint dazu:

„Weiber sterba, koi Verderba.Gäul verrecka, de'sch a Schrecka!

Oft erwarben gewerbsmäßige „Gutszertrümmerer" den Gesamtbesitz und veräußerten diesen Stück für Stück, um mehr Gewinn zu erzielen. Als „Immobilienmakler" tauchen dabei mehrmals jüdische Händler auf, die zwar Besitzer aber meist nicht Bewohner des Anwesens wurden. Dazu zählten z. B. Jodei Nebel von Harburg, Isaak Luchs von Buttenwiesen, Salomon Ullmann, Gerson Guggenheimer, Salomon Löb Weilheimer, u. a.. Die Abhängigkeit von Geldverleihern, die Notwendigkeit zum Tausch des Anwesens gegen ein kleineres aus momentanen finanziellen Schwierigkeiten, sowie Zwangsversteigerungen waren Umstände, die sich mit Gründung der Darlehenskassen, allen voran der Raiffeisengenossenschaften, schlagartig besserten.

Hinweise zum Lesen der Häuserchronik

Das Wort „Hausnummer" erscheint im Text abgekürzt mit „HN". Ein angegebenes Datum bezieht sich jeweils auf die notarielle Verbriefung, nicht auf den Grundbucheintrag und nicht auf kirchliche Daten. Große Preisdifferenzen beim Ankauf und Verkauf eines Anwesens deuten oft auf den Ausbruch von Grundstücken aus dem Gesamtbesitz hin. Die Markwährung wurde 1876 eingeführt, wobei einem Florentiner Gulden (stets abgekürzt mit „fl.") circa 1,76 Mark entsprach, abgekürzt „M", „GM" („Goldmark") oder „RM" („Reichsmark"). Was die Schreibweise der Namen betrifft, so findet sich vor 1880 kaum eine einheitliche Rechtschreibung. Es gilt: „F" wie „V" (z.B. Foag/Voag), „ei" wie „ai", „m" wie „mm", „ö" wie „ä" oder „e" (z.B. Böck/Bäck/Beck), „ü" wie „i" (z.B. Müller/Miller), „s" wie „ß", „-1" wie „-el", „-r" wie „-er",und ähnliches.

Liste der Hausbesitzer nach dem Steuerkataster von 1830/1840

Hausnummern 1-50

Haus-Nr. Hausname Besitzer Hofbezeichnung Grundfläche in Tgw.
1 Zollhäusler Lorenz Lichtenberger Viertelhof 25,41
2 Feldbacher Jakob Furtmayer Halbhof 58,30
3 Schuhjoseph Joseph Lachermaier Sölde 14,54
4 Das Hirtenhaus Die Gemeinde 599,09
4 1/2
4 1/3
4 1/4
4 1/5
5 Moritzenmichl Michael Lachenmaier Sölde 16,93
5 1/2
6 Altenbader Michael Dreyer Sölde 17,93
7 Oberer Bäck Joseph Strobl jun. Sölde 21,25
8 Burgei Joseph Strobl sen. Sölde 37,71
8 1/2 Agatha Furtmaier Leerhaus 0,07
9 Schneiderveri Xaver Baßmann Sölde 17,94
10 Krepleweber Georg Furtmaier Sölde 22,79
11 Schultoni Franz Buchschuster Sölde 22,65
12 Bäckennazi Andreas Werner Sölde 25,72
13 Schäffler Johann Stepperger Sölde 14,28
14 Würmle Theresia Brunnhuber Sölde 20,94
15 Pfeifferlipp Johann Traber Sölde 29,24
16 Schreiner Michael Stepperger Sölde 16,23
17 Bäckentoni Anton Schmid Sölde 13,90
18 Kramer Dominikus Senninger Sölde 5,82
19 Metzger Xaver Foag Sölde 48,31
20 Gögel Creszentia Förg Sölde 12,26
21 Schmelzle Anton Ernst Sölde 16,30
22 Schmid Joseph Scheukopf Sölde 14,45
23 Schule Die Gemeinde 15,79
24 Prinzersepp Joseph Müller Sölde 37,17
24 1/2
25 Krammer Philipp Ablaßmeier Sölde + Achtelhof 25,89
26 Schwabenschuster Georg Lippen Sölde 4,95
27 Kurleuen Georg Berchtenbreiter Sölde 15,52
28 Alterwirth Mathias Eckmaier Sölde 12,16
28 1/2
29 Bauernadam Johann Braßler Sölde 28,52
30 Bachkaspar Kaspar Dreyer Sölde 9,85
31 Brücklemaurer Jakob Pröll Sölde 5,50
32 Heiß Ignatz Harsch Sölde 10,88
33 Schwarzenmaurer Joseph Traber Sölde 13,57
34 Schweizerle Martin Böck Sölde + Achtelhof 31,65
34a
34 1/2
34 1/3
34 1/4
35 Bänder Max Stürper Gnadenhaus 0,41
36 Kollerbald Willibald Ernst Sölde 19,42
37 Strobl Jakob Lohmüller Gut 62,44
38 Stoffljackl Michael Mak Fähre und Sölde 14,49
39 Schießer Jakob Meidinger Sölde 25,12
40 Pfarrhof Pfarrei Genderkingen 52,75
41 Fischermärti Mathias Böck ehem. Fischlehen 27,70
42 Kirchenkonrad Joseph Ruf Sölde 25,26
43 Bäckenbauer Michael Strobl Sölde 33,32
44 Sehmille Ignatz Förg Sölde 44,25
45 Kiendlebald Barbara Maier Sölde 10,14
46 Karlmärti Andreas Furtmaier Sölde 40,76
47 Kirchenweber Leonhard Strobel Sölde 17,18
48 Zacherbartl Michael Förg Halbhof 46,88
49 Wirth Franz M. Eckmaier Gut 131,91
49 1/2
50 Kräpele Leonhard Riel Sölde 24,79
50 1/2

Hausnummern 51-100

Haus-Nr. Hausname Besitzer Hofbezeichnung Grundfläche in Tgw.
51 Josel Joseph Bauer Sölde 24,40
52 Guttoni Kath. Buchschuster Sölde 23,46
53 Stapfenhanns Michael Strobel sen. Sölde 5,31
54 Stapfenbastl Johann Sieger Sölde 23,34
55 Gäßle Gordian Laßer Sölde 9,10
56 Schreinerglas Johann Bäck Sölde 20,32
57 Äußerer Fischer Joseph Maier ehem. Fischlehen 18,57
58 Äußerer Konrad Anton Schweier Sölde + Viertelhof 45,78
59 Pfarrhans Mathias Eberwein Sölde 21,27
60 Schreinerle Joseph Lohmüller Sölde 9,76
60 1/4
61 Schneidermathes Mathias Brunnhuber Gnadenhaus 0,59
62 Wagner Leonhard Kaißer Sölde 16,61
63 Balerleweber Martin Weinmaler Sölde 9,35
63 1/2
63 1/3
64 Schloß Graf Fugger auf Oberndorf und Glött 13,90
64 1/2
65 Martlschneider Anton Hosp Gnadenhaus 1,44
65 1/2
66 Hauserle Johann Fenster Sölde 42,26
67 Schneider Mathias Förg Sölde 6,22
68 Heigl Georg Deininger Sölde 20,57
69 Wagner Joseph Aufheimer Sölde + Halbhof 69,27
70 Kropp Michael Bißinger Viertelhof 47,69
70 1/2
71 Veitl Michael Ruef Viertelhof 57,25
72 Gallenänderle Kaspar Mederle Sölde 28,53
73 Burgbauer Mathias Meidinger Sölde 21,37
74 Pfeiffertoni Anton Koch Sölde 20,02
75 Binsenweber Johann Bauer Sölde 5,21
76 Feldbachsöldner Joseph Rettinger Sölde 19,09
77 Bauernhans Georg Bauer Lehengut 58,10
78 Lehenbauer Joseph Bauer Lehengut 51,32
79
80 Eichmühle Andreas Lohmüller Gut 110,94
81 Nicht besetzt
82 Nicht besetzt Zeitweise für Beim Donaulenz
83 Breitwanger Jos. Anton Hurler Gut 201,61
84 Schuhjack Peter Schallen Gnadenhaus 0,14
85 Pfarrkirche Gebäude 0,30
86 Zimmerhiesl Alois Westenmaien 0,15
87
88
89
90
91 entspricht HN 4 1/5
92
93 Kreuztoni
94 Nicht besetzt
95
96 Nicht besetzt
96 1/2
97 Nicht besetzt
98 Nicht besetzt
99
99 1/2
100

Hausnummern ab 101

Haus-Nr. Hausname Besitzer Hofbezeichnung Grundfläche in Tgw.
101
102 Nicht besetzt
103
104
105
106
107
108
109
110
110 1/2
111 nicht besetzt
112
113 nicht besetzt
114
115
116
117 Bahnhof
117 1/2
117 1/4
118
119
120
121
121 1/2
122
1 Urfahrhof Urfahrhof Bernhard Lauter Ganzhof 226,73
4 Donaulenz Beim Donaulenz Konrad Fetzen Gut 13,58

Wörthen

Haus-Nr. Hausname Besitzer Hofbezeichnung Grundfläche in Tgw.
1 Brennerhof
2 Schönefelderhof
3 Bayertoni
4
5 Kratzer
6 Mühlflecken
7 Simontoni
7 1/2 Gratzershäußlein