Pfarrer Ignaz Scheitle und die Kirchenorgel anno 1845

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Kostenvoranschlag des Türmers und Orgelbauers Kunz aus Rain

Aufgabe der Kirchenchöre im 19. Jahrhundert war es vornehmlich, die lateinischen Gesänge anlässlich der Hochfeste, der Sonntagsgottesdienste und bei den Vespern zu singen. Wie die angeführten Fragepunkte zur Pfarrvisitation zeigen, spielte auch der Volksgesang eine gewisse, wenn auch untergeordnete Rolle und entsprach auch nicht immer den Vorstellungen des jeweiligen Pfarrers. Noch 1860, also siebzehn Jahre nach seinem Dienstantritt in Genderkingen, schreibt Pfarrer Scheitle: „Die Chormusik ist gut, der Volksgesang noch im Entstehen…“

Ignaz Scheitle war Pfarrer in Genderkingen von 1843 bis 1863. Als er seinen Dienst als Pfarrer von Genderkingen antrat, fand er eine nicht mehr spielfähige Orgel vor. Es darf angenommen werden, dass Josef Köhle, der bis zu seinem Tod das Amt des Chorregenten und Organisten bekleidet hatte, mit dieser alten Orgel zeit seines Lebens so einigermaßen zurecht gekommen war. Da Pfarrer Benedikt Schregle (Pfarrer von 1836 – 1843 in Genderkingen) über den Tod von Josef Köhle hinaus sich nicht sonderlich um die Kirchenmusik bemühte - aus seiner Zeit liegen keine diesbezüglichen Aufzeichnungen vor – lag es nun am neuen Pfarrrer Ignaz Scheitle, sich vermehrt um die Kirchenmusik zu kümmern. So war es eine seiner ersten Aufgaben nach seinem Amtsantritt, sich um die Reparatur der Genderkinger Kirchenorgel zu bemühen, wie uns ein Schreiben vom 03. September 1845 an das Königliche Landgericht Donauwörth zeigt. In diesem Brief bezieht er sich auf ein Schreiben vom 20. Juni 1843 und bittet um die Genehmigung zur Reparatur der Orgel. In diesem Brief von 1845 stellt Pfarrer Ignaz Scheitle fest, dass sich die Orgel in ruinösem Zustand befinde, der feierliche öffentliche Gottesdienst an den Sonntagen und „…zum hohen Geburtstag und Namensfeste Sr. Majestät unseres allgeliebten Königs unterlassen werden musste…“ Den Kostenvoranschlag zu dieser Reparatur lieferte Johann Christian Kunz, Türmer und Orgelbauer zu Rain a. Lech, der ein Bruder des Komponisten der Bayern-Hymne, Konrad Max Kunz (1812 – 1875) war und der auf ein Empfehlungsschreiben des damals schon sehr berühmten Münchener Hofkapellmeisters [Franz Lachner hin vom Rainer Stadtmagistrat angestellt worden war.


Aus dem Schreiben von Pfarrer Scheitle erfahren wir auch, dass die Orgel in der Genderkinger Kirche letztmals 1791 repariert worden war, was wiederum ein wichtiger Hinweis auf die kirchenmusikalische Tätigkeit des seit 1790 im Dorf wirkenden Josef Köhle ist und andererseits auch aufzeigt, dass die „alte“ Orgel bereits schon mit der Fertigstellung der Kirche anno 1755 oder unwesentlich später eingebaut worden sein muss, was ebenfalls für eine langjährige und ungebrochene kirchenmusikalische Tradition in der Pfarrgemeinde Genderkingen spricht.


Nach zweijährigem Bemühen gelang es Pfarrer Scheitle endlich, den für die Orgelreparatur notwendigen Betrag zu erhalten, was angesichts der Armut des Dorfes – Genderkingen war noch zur Wende des 20. Jahrhunderts eine der ärmsten Gemeinden Bayerns - und den geringen Mitteln, die in der Kirchenstiftung zur Verfügung standen, nicht gar so einfach gewesen sein mochte.