Pfarrer Bieger und der Orchesterverein Donauwörth

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Mit der Gründungsanzeige vom 24. März 1891 wurde im Vollzug des bayerischen Vereinsgesetzes vom 26. Februar 1850 in Donauwörth die Existenz eines Orchestervereins beurkundet. Wie aus den wenigen vorhanden schriftlichen Quellen geschlossen werden kann, setzte sich der Orchesterverein in der Hauptsache aus einer Schicht gehoben kulturell interessierter Bürger zusammen, die die „Liebe“ zur Musik zusammen führte.


Von Anbeginn an war Pfarrer Franz Bieger der Dirigent und künstlerische Leiter dieses Vereins, der im Jahre 1906 immerhin schon zu seinem 50. Konzert, einem Jubiläumskonzert, einlud. Wie aus den Anzeigen des Orchestervereins im Donauwörther Anzeigenblatt ersichtlich ist, war die Programmgestaltung dieser Konzerte durchaus sehr ambitioniert und immer wieder wurden auch Solisten von außerhalb zu diesen Konzerten verpflichtet.


Das Sitzungsprotokoll der Generalversammlung vom 07. November 1906 gibt indirekt schon einen Hinweis auf den angegriffenen Gesundheitszustand von Bieger. Erstmals wurde in dieser Generalversammlung mit dem Musikprofessor Miller ein II. Dirigent nach Bieger benannt.


Sehr aufschlussreich beschreibt ein Artikel vom 14. Januar 1907 im Donauwörther Anzeigenblatt die Verdienste Biegers um den Orchesterverein und sein Verhältnis zu seinen Mitgliedern. Der Artikel nachfolgend im Wortlaut:


Genderkingen, 14. Jan.,“ Auf ebenso sinnige wie gelungene Weise überbrachte am letzten Sonntage der Orchester-Verein von Donauwörth unserem Herrn Pfarrer, dem hochverdienten langjährigen Dirigenten des Orchestervereins, seine Glückwünsche zu seinem 50 jährigen Priesterjubiläum. Kam da ein großer Teil der Mitglieder genannten Vereins mit ihren Damen mit Instrumenten und Noten angerückt, um den Jubilar in echter Musikantenweise zu ehren. In kurzer Zeit hatte man sich häuslich eingerichtet und ein regelrechtes Konzert ging vom Stapel. Außer den instrumentalen Piecen, die mit Geschmack für den intimen Charakter der ganzen Gratulationscour ausgewählt waren, kam eine Reihe von Männerchören und gemischten Chören zum Vortrag, welche von den Sangeskräften des Orchestervereins mit Unterstützung einheimischer Sänger und Sängerinnen vorgetragen wurden. Herr Forstmeister Mettenleiter gedachte in herzlichen Worten der großen Verdienste des Jubilars um die Musik überhaupt und um den Orchesterverein im besonderen. Als sichtbares Zeichen der dankbaren Verehrung überreichte der Redner ein herrliches Blumenbukett. Herr Dr. Schmid sprach im Namen der Damen und betonte dabei mit Recht, dass der Orchesterverein nun zum Herrn Pfarrer nach Genderkingen kommen müsse, da der Jubilar so oft und oft unter den schwierigsten Verhältnissen zum Verein nach Donauwörth gekommen sei. Redner weist dann auf die letzte große Dirigententätigkeit des Gefeierten hin, auf die Aufführung der Glocke zum Schillerjubiläum. Damals habe er sich besonders bei den mitwirkenden Damen große Sympathien erworben. Herr Pfarrer dankte nun in bewegten Worten für die große Überraschung, ausgehend von dem Schillerschen Worte: Freude hat mir Gott gegeben. Er wies auf die große Gnade hin, solange schon seines erhabenen Amtes walten zu dürfen und wenn er nun auf sein langes Leben zurückblicke, so gehören die im Orchesterverein verlebten Stunden zu den schönsten seines Lebens. Wenn es auch seine Gesundheit nicht mehr erlaube wie früher im Verein zu erscheinen, so sei er doch mit Herz und Hand bei der Sache bis zum letzten Atemzuge, im Dienste der edlen Frau Musika. In sichtlicher Rührung sprach der Jubilar allen Teilnehmern seinen tief gefühlten Dank aus und versicherte dem Orchesterverein seiner ferneren Sympathien.- Nur zu rasch flogen die Stunden dahin, der letzte Zug entführte den musikalischen Besuch nur allzubald wieder.“