Pfarrer Bieger und das Sozialwesen der Gemeinde Genderkingen

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Pfarrer Bieger und das Sozialwesen der Gemeinde Genderkingen

Ende des Jahres 1853 entschied sich König Maximilian II., eine eigene Wohltätigkeitsorganisation zu gründen, um die gesetzliche Armenpflege mit der freien Wohltätigkeit zu verknüpfen und zu zentralisieren. Am 25. Dezember 1853 wurde unter dem Protektorat des Königs der St. Johannis-Verein für freiwillige Armenpflege in Bayern und Rettung verwahrloster Kinder in Bayern gegründet. In der Präambel sind die Grundbestimmungen des Vereins festgelegt:


König Maximilian II. von Bayern
König Maximilian II. von Bayern


„Seine Majestät der König, durchdrungen von der Überzeugung, dass es eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit sei, der zunehmenden Armuth und Noth, wo solche im Königreiche hervortritt, mit hilfreicher That entgegenzuwirken, und vor Allem einem künftigen Proletariate vorzubeugen, sowie die oft sehr zersplitterten Kräfte der Privat-Wohltätigkeit zusammenzufassen und auf diesem von Nächstenliebe und innerem Berufe angebahnten Wege heilbringend in die Armenzustände einzugreifen, - haben beschlossen, unter dem erlauchtesten Protektorate Ihrer Majestäten des Königs und der Königin einen Central-Verein des Königsreichs für wohltätige Zwecke, welcher den Namen: St. Johannis-Verein führen soll, zu errichten.“


In Genderkingen, wo Not und Armut, bedingt durch häufige Überschwemmungen mehr als greifbar waren, reagierte Pfarrer Ignaz Scheitle schnell und gründete schon 1854 einen St. Johannis-Zweigverein. Seit dieser Zeit war es bis zum Jahre 1910 die Aufgabe des Dorfpfarrers diesen Verein weiter zu führen. Somit setzte sich auch Pfarrer Bieger mit der Sozialsituation in Genderkingen sehr eng auseinander. Häufig war Geldnot die Ursache, dass es zu Zwangsversteigerungen kam, zu Hofaufgaben und nicht selten fielen viele Familien Wuchergeschäften von Geldverleihern zum Opfer.


Auf Initiative von Pfarrer Bieger wurde in Genderkingen im Jahre 1887, den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) folgend, ein Spar- und Darlehenskassenverein gegründet. Franz Bieger war bis zum seinem Tod der Vorstandsvorsitzende dieses Vereins. Zusammen mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Landwirt Anton Riegel (1988 – 1908), konnte Pfarrer Bieger so mancher Familie Haus und Hof erhalten.


Unten am Kranz trägt die Ampel die Widmung "Zur Erinnerung a. d. Jubel- und Todesjahr d. H. H. Franz Bieger Pfarrer dahier v. d. R. V. 1907"


Der ethische Auftrag der „Genossenschaft“ zeigt sich in einem Protokoll von 1906, aus dem folgendes Zitat stammt: „Um die Leute nicht dem Wucher in die Hände zu treiben und dadurch zugleich der Gemeinde als Armenlast aufzubürden, mußte teilweise von Rückzahlungen abgesehen werden. Durch dieses Vorgehen blieben nicht wenige im Besitz ihrer Heimat.“


1952 wurde der „Spar- und Darlehenskassenverein“ in die „Raiffeisenkasse Genderkingen“ umformiert. In der Pfarrkirche erinnert noch heute die "Ewige-Licht-Ampel“ in Dankbarkeit an Pfarrer Bieger.