Pfarrer Bieger als Lokalschulinspektor

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Pfarrer Bieger als Lokalschulinspektor

Zu den Aufgaben eines Pfarrers zählte im 19. Jahrhundert auch die Schulaufsicht. Der jeweilige Ortspfarrer war nicht nur der Religionslehrer der Schulkinder, sondern auch „Lokal-Schul-Inspektor“. –Heute würde man „Schulrat“ dazu sagen. Der Pfarrer war damit der unmittelbare Vorgesetzte des Lehrers, war für die regelmäßigen Visitationen verantwortlich, für die Erstellung der Vistationsberichte, für die Einhaltung des Lehrplans, für die Ausstellung der Entlassungszeugnisse, für das Schulinventar, für die Liegenschaften und auch über den Gesundheitszustand der Schulkinder wurden Protokolle geführt.


Unter Begleitung des Lehrers hatte die Schuljugend täglich am Frühgottesdienst teilzunehmen. Verbunden mit der Lehrerstelle im Dorf war auch die Versehung des Organistendienstes in der Kirche. Ein Bild auf das Verhältnis zwischen Pfarrer und Lehrer wirft ein Brief, der kurz vor Fertigstellung der Genderkinger Orgel vom damaligen Lehrer Vincenz Wolff im Auftrag von Pfarrer Bieger an Steinmeyer geschrieben wurde:


Brief des Lehrers Vincenz Wolf an Orgelbauer Steinmeier im Auftrag von Pfarrer Bieger


Genderkingen 14.6.69

Werthester Hr. Steinmeier!

Herr Pfarrer Bieger, der heute eine kurze Reise nach München angetreten hat, hat mir den Auftrag erteilt Ihnen zu schreiben, daß es sein Wunsch ist, Sie möchten dieser Tage hieher kommen, um das Orgel-Podium in gehörige Ordnung bringen zu können. Mit Wegschaffung der Kirchenstühle etc. wird heute begonnen werden. Da vor unserem Feste nur mehr 11 Arbeitstage sind u. bis dahin die Orgel u. überhaupt die Stühle fertig dastehen sollen, so wird diese Sache Dringlichkeit haben. Ich ersuche Sie daher freundlichst vielleicht schon morgen od. am Mittwoch hieher kommen zu wollen. Hr. Pfarrer hätte selber geschrieben, er war mit der Vorbereitung auf seine Reise beschäftigt u. wir wollen keinen Tag mehr unbenützt vorübergehen lassen.

Unter freundlichster Begrüßung Vinc. Wolff Lehrer


Unter die Zeit Biegers fällt der Neubau des Lehrerwohnhauses im Jahre 1876 und die Aufstockung des Schulhauses im Jahre 1893. Bei dieser Umbaumaßnahme wurde für die Schulkinder ein zweiter Schulsaal errichtet, der eine gleichzeitige Unterrichtung aller Schulkinder und eine Aufteilung der Schule in zwei Klassen (Jahrg. 1 - 3 und Jahrg 4 – 7) ermöglichte. Außerdem wurde im Gebäude eine Hilfslehrerwohnung errichtet und ein Gemeindezimmer. Diese Umbaumaßnahmen hielten bis ins Jahr 1930, als eine weitere Modernisierung des Schulgebäudes (weiterer Ausbau) anstand.


Berichtet wird in den Visitationsprotokollen der Schule auch von Feiern zum 100-jährigen Geburtsjubiläums von Kaiser Wilhelm I. am 22.03.1897, bei der Bieger eine „bedeutungsvolle“ Ansprache hielt, dabei auch auf „Seine Kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold“ ein Hoch ausbrachte, in das die Versammlung begeistert einstimmte und über einen feierlichen Gottesdienst an-lässlich des 100-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung Bayerns unter den Wittelsbachern am 11.03.1899. So hatten auch die politisch-patriotischen Aspekte ihren Anteil und Stellenwert im Schulleben.