Papiermühle

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Die Papiermühle zu Genderkingen

Im Jahre 1723 erbaute Ulrich Weinen von Gnadenberg am sogenannten Brunnenwasser, umgeben von Gemeindegrundstücken, in der Nähe des Lechs „eine halbe Viertelstunde vom Dorf" eine Papiermühle. Der genaue Standort dieser Mühle ist heute unbekannt. Jedenfalls erhielt der Müller die Genehmigung, Wasser vom Lech in einer Rinne durch Rainer Grund zu seiner Mühle zu leiten, da das Bachwasser nicht ausreichte. Aufgrund der vielen Lechhochwasser war die Mühle stets bedroht und ging schließlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder ein. Der Graben, den die Abtei Kaisheim zur Papiermühle gezogen hatte, hieß noch lange der „Papiergraben"; durch ihn überstömte der Lech 1739 derartig sein linkes Ufer, daß die Grenzsäule vom Umsturz bedroht war.

In dieser Mühle wurde Papier aus Hadern und Lumpen, also Stoffresten und -abfällen, hergestellt. Mit der Erteilung eines Papiermühlenprivilegs war die Zuweisung eines Sammelbezirks verbunden, in dem die Lumpensammler die Rohstoffe Leinen und Baumwolle zusammentrugen. Lumpensammler waren nicht gerade angesehene Leute; ihre Arbeit war dreckig und unappetitlich, manchmal gefährlich, da Lumpen aus den Siechenhäusern ansteckende Keime bergen konnten. Die Genderkingen Lumpensammler kamen dabei sogar nach Donauwörth, wenn auch aus Zollgründen meist illegal. Unser heutiges Wort vom „Haderlumpen", stammt aus der Papiermacherei. Die gesammelten Lumpen wurden in der Mühle sortiert, denn für weißes Papier eignete sich nur weißes Zeug; dunkle Stoffe wurden zu Packpapier verarbeitet. Nachdem Knöpfe und grober Schmutz entfernt waren, wurden die Lumpen von einer wasserkraftgetriebenen Maschine zerkleinert, dann zum Anfaulen in Wasserbottiche gelegt und schließlich zerstampft. In einem komplizierten mechanischen und chemischen Prozeß wurde zum Schluß aus dem resultierenden Faserbrei ein Flies abgeschöpft, das nach dem Pressen, Trocknen und Verleimen (selbstgemachter Leim aus Klauen und Lederabfällen) Papier ergab.

Umweltbelastend war der Betrieb einer Papiermühle auch damals schon, da sie große Massen an sauberem Wasser zur Herstellung benötigte, andererseits aber sehr viel ungefiltertes, verschmutztes Wasser hinterließ.

Quellen

Staatsarchiv Augsburg, Klosterakt Kaisheim 228 und 230