Milchwirtschaft und Molkerei

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Genderkinger Heimatbuch

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HN 49 1/2 (Lechgasse 2 / Lechstr. 2): „Molkerei"

Zur Geschichte der Molkerei

Die Erträge aus der Milchproduktion entwickelnten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Hauptzweig der landwirtschaftlichen Einnahmen. In Genderkingen schlossen sich schon 1902 59 Mitglieder zusammen, um eine Molkereigenossenschaft eGmuH zu gründen. Schon ein Jahr nach der Gründung erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 110. Zum Einzugsgebiet zählten neben Genderkingen die Orte, Graisbach, Lechsend, Gansheim, Hamlar, Schäfstall, Altisheim, Zirgesheim (bis 1908), Marxheim, Mittelstetten, Niederschönenfeld, Feldheim, Rain und Schweinspoint.

Die Fläche zum Bau des Molkereigebäudes erwarb man vom damaligen Schloßbesitzer, dem Förster Enzler, für 15 Mark das Dezimal (das entspricht einem Quadratmeterpreis von circa 45 Pfennig!). Damit hat man einen zentralen Standort zur Milchanlieferung für Dorfbewohner und Auwärtige gefunden. Nach Fertigstellung des Gebäudes erfolgte am 20. Juli 1902 die Inbetriebnahme. Die Inneneinrichtung hatte man zum Festpreis von 12.000 Mark von einer Günzburger Maschinenfabrik erworben. Der anfängliche Milchpreis betrug 7,5 Pfennig je Liter, im August 1909 wurden gar nur 5 Pf. bezahlt, da die Milch "gefälscht", d.h. entrahmt und gewässert war. Auch 1912 beklagte sich der Verwalter, daß verschiedene "Milchen" sehr fettarm (2,4-2,9%) seien. Sein Antrag, die Milch nach Fettgehalt zu bezahlen, erfüllt sich allerdings erst im Jahre 1935. Um die Reinlichkeit zu verbessern, wurden gleichzeitig Milchseiher eingeführt. Heute kann bei einem Durchschnittsfettgehalt von 4% einen Milchpreis von 68 Pfennig pro Liter erzielt werden.

Von Anfang an wurde in der Genderkinger Molkerei Butter produziert. 1903 schloß man einen Vertag zur Abnahme der gesamten Butterproduktion mit der Firma Georg Münch in Dresden, ein Jahr später mit der Firma Löwenthal in Hamburg und 1906 schließlich schloß man sich dem schwäbischen Molkereiverband in Chemnitz zur Butterlieferung an. 1935 begann man mit der Markenbutterproduktion. 1904 zahlten Mitglieder für das Pfund Butter 1,10 Mark.

1912 wurde der bereits seit 10 Jahren in einer niederbayerischen Molkerei erfahrene Verwalter Josef Steimer zu einem Monatsgehalt von 120 Mark eingestellt. 1913 führe er zusammen mit seiner Frau, die dafür ein Monatsgehalt von 55 Mark erhielt, die Molkerei allein, weil der Gehilfe die Fachschule in Weihenstephan besuchte. 1918 entschloß man sich zu einer Verpachtung an die Bayerische Milchversorgung Nürnberg. Im Juli 1927 feierte die Molkerei ihr 25jähriges Bestehen mit 25jährigem Dienstjubiläum des Herrn Steimer (davon 15 Jahre in Genderkingen) im Gasthaus Schilke. 1960 wurde der Beschluß gefaßt, den Betrieb wieder in eigener Regie fortzuführen, bis es schließlich 1973 zu einer Verschmelzung mit der Molkereigenossenschaft Neuburg eG kam. Die Molkerei Genderkingen, die auch mehrmals prämierte Produkte führte, löste sich damit nach 71jährigem erfolgreichem Bestehen auf. 1974 erwarb die Gemeinde Grundstück und Baulichkeiten von den Neuburger Milchwerken zu einem Festpreis von 80.000 Mark. Heute sind Gebäude und Gelände in Privatbesitz der Baufirma Weigl & Söhne und werden zu Wohn- und Geschäftszwecken genutzt.

Angelieferte Milchmenge pro Jahr:

Jahr Menge
1905 628.462 Liter
1906 - 1928 durchschnittl. 749.757 Liter
1928 - 1932 durchschnittl. 1.200.000 Liter
1935 1.666.449 Liter
1966 6.400.000 Liter

Als Verwalter waren tätig:

Jahr Verwalter
1902 - 1909 Herr Würzburg
1909 Herr Wieser
1909 - 1911 Herr Klotz
1911 - 1912 Herr Feeß
1912 - 1944 Herr Josef Steimer
1944 - 1949 Herr Helmut Mayer
1949 - 1973 Herr Alfred Steimer

Vorsitzende des Vorstandes waren:

Jahr Name und Wohnort
1902 - 1906 Karl Zinsmeister, Wirt, Genderkingen
1906 - 1917 Josef Anton Riegel, Genderkingen
1917 - 1949 Andreas Stangl, Genderkingen
1949 - 1960 Georg Schiele, Hamlar
1960 - 1970 Andreas Voag, Genderkingen
1970 - 1973 Peter Wagner, Nordheim

Bilder

Milchleistungsprüfung1943

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