Landwirtschaft

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Genderkinger Heimatbuch

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ZUR ENTWICKLUNG DER LANDWIRTSCHAFT IN GENDERKINGEN

Auszüge aus der Agrikolstatistik für Genderkingen aus dem Jahre 1830[1]

Bewirtschaftungsmethode der Aecker

Es wird durchaus die Dreifelderwirtschaft betrieben. Die Felder werden durchgehend in 4 furchige Betten geackert. Zur Wintersaat wird gewöhnlich einmal geackert und einmal geeggt. Die Gerstenfelder werden im Herbste 1 mal, und im Frühjahr 2 mal geackert und 2 mal geeggt. Die Haberfelder werden im Herbste einmal, und im Frühjahr 1 mal geackert, und beim Zubauen geeggt. Das Säen geschieht breitwürfig von dem der es am besten versteht. Die Düngung geschieht auf die Brachfelder, zu 8 – 9 einspänniger Fudern pro Jauchert in den Monaten Junius und September – für 4 Beet wird gewöhnlich eine Zeile aufgefahren. Im Frühjahr werden die Saaten ausgegraset. Die Erndte geschieht durchaus mit der Sichel. Das Getraid wird nach Schöbern ä 60 Garben gezählt, und Roggen wird nur zum Bedürfniß, Waizen gar nicht angebaut. Die Fesen waxen gut, sind aber häufig dem Mehltau ausgesezt. Gerste und Haber sind mittlerer Qualität. Die Verwendung des Getraides geschieht durch Konsumtion und Verkauf auf der Schranne zu Augsburg, Rain und Donauwörth.

Benützung der Brache

Die Benützung der Brache geschieht lediglich durch Anbau von 5 - 6 Jauchert Erdäpfel und der Weide.

Behandlung der Wiesen

Ungefähr die Hälfte der 2mädigen Wiesen sind jährlich gedüngt, die andere Hälfte aber wegen Mangel an Dünger nicht.

Das Grabenziehen ist vernachlässigt.

Der Dünger wird im Frühjahr ausgeführt – ungefähr 7 einspännige Fuder auf das Tagwerk.

Das abgerechte Stroh wird zum Einstreuen gebraucht.

Die 2-mädigen Wiesen werden Ende Juny und August, die 1-mädigen Ende July gemäht. Die Qualität des Heues ist mittelmäßig, die Verwendung geschieht durch Konsumtion, und reicht zum Bedarf nicht hin.

Flachs und Hanfbau

Flachsrupfen am Schönenfelderhof um 1939

Flachs und Hanf werden inner und außer der Brache ungefähr 14 Jauchert gebaut. Es werden hiezu gute Felder verwendet, und eigends gedüngt, und die Äcker werden 4 mal gepflügt, und 4 mal geeggt. Die Aussaat geschieht gewöhnlich anfangs Junius, und auf ein Jauchert werden 4 Mezen Lein ausgesäet. Die Saat wird fleißig ausgegraset, und die Erndte geschieht anfangs September, wo der Flachs gerupft, eingeführt, und geriffelt wird. Später wird er auf das Feld gebracht, ungefähr 4 – 5 Wochen, je nachdem die Witterung naß ist, liegen gelassen, und dann bei trockener Witterung in Büschel gebunden und heimgeführt, meistens in der Sonne gedörrt, dann gebrochen, geschwungen und gehechelt. Die Qualität ist mittelmäßig, die Konsumtion zum eigenen Gebrauch. Was von der Saat an Lein übrig bleibt, wird zu Öhl geschlagen.

Der Hanfbau geräth gewöhnlich, und nimmt deßwegen seit einigen Jahren immer zu. Der Ausbau geschieht zu Ende April, die eigentliche Ärndte Ende August.

Was von Samen übrig bleibt, wird zu Öhl verwendet. Uebrigens wird der Hanf wie der Flachs behandelt. Die Qualität ist mittelmäßig, und die gewöhnliche Länge der Pflanzen 3 – 4 Schuh.

Flachsernte

Sonstiger Anbau

Ein Jauchert ist mit Hopfen gebaut.

Kartoffeln können ungefähr 300 Schäffel erzielt werden, und werden in loco consumirt (im Dorf verbraucht). Taback, Hilsenfrüchte und Farbkreuter giebt es nicht, auch wird kein Klee gebaut.

Eine Gattung kleine Rüben, bairische Rüben genannt, werden ungefähr zu 8 Schäffel gebaut, und verkauft.

Raps und Saflor wird nicht gebaut.

Bienenzucht und Gärtnerei

Es giebt ungefähr 25 Bienenstöcke. Wachs und Honig wird größtentheils zum Hausgebrauche verwendet.

Die Gärtnerei erstreckt sich nur auf Gemüsebau und Hausbedarf.

Beschaffenheit des Ackerlandes

Kreitfeld Regelli / Gestadfeld.- fett und im Sand gemischt
Riedfeld Gschneidle: schwarz und leicht
Lechfeld.- Letten vom Lech
Eisenfeld: Sand im Kies
Pulsfeld: lehmig und schwer
Kirchweihfeld: schwarz mit Letten
Die meisten Felder sind durch die Überschwemmungen aasgeflößt.

Beschaffenheit der Wiesen

Knöllerwiese: Sand und Letten
Riedmäder / Langmäder / Eisenmäder: schwarz, leicht, moosig

Sonstige Notizen über die Eigenthümlichkeiten der Landwirtschaft

Da das Vieh an schlechtes Weidefutter gewöhnt ist, so kauft man es gern, weil es sich dann bei gutem Futter sehr verbessert. Dagegen kommt in der Gemeinde kein Stück Vieh fort, welches an gutes Futter gewöhnt. Die Annahme, daß eine 4 Zentner schwere Kuh auf der Weide täglich 80 Pfund grünes Futter zu sich nehmen müsse, ist bei Genderkingen nicht zum 1/3 richtig.

Hindernisse, welche einem höheren Aufschwunge der Landwirtschaft im Wege stehen

Die Einbrüche der Donau, auch die Vernachlässigung des Grabenziehens erscheinen als Kulturhinderniß.

Hinweis

1 Jauchen = 1 Tagwerk
1 Schäffel (Scheffel) = 6 Metzen = ca. 2,2 Hektoliter
1 Metzen = ca. 0,37 Hektoliter
1 Schuh = ca. 0,29 Meter

In der vorangehenden Agrikolstatistik, einer landwirtschaftlichen Bestandsaufnahme des Jahres 1830, tritt wieder einmal deutlich zutage, wie sehr Genderkingen früher unter seiner Lage an zwei Flüssen litt. Die Wassermassen ständiger Überschwemmungen haben nicht nur breite Uferstreifen weggerissen, sondern auch die Nährschicht der Äcker, Wiesen und Weiden fortgespült, so daß eine gewinnbringende Landbewirtschaftung Schlichtweg nicht möglich war. Es ging ums Überleben. Die einmähdigen Wiesen „In den Ruthen" z.B. gaben „ein so fleichtes, saueres und mageres Futter, daß es das Rindvieh nur um nicht Hungers zu sterben frißt, und dabei die Kräfte zum Aufstehen verliert".[2] Das dürftige Futter für die Tiere suchte man anfangs aufzubessern, indem man die Tiere z. B. in den Fischerletten- und Simonaltewald zur Nachtweide trieb; eine Gewohnheit, die die Forstvorsteher natürlich nur sehr ungern duldeten, gereichte dies doch zum Nachteil der dortigen Holzkultur. Von Zeit zu Zeit war diese Waldbeweidung deshalb verboten. 1803 ließ sich die kurfürstliche Verwaltung von den Genderkingern „angelegenst bitten", wenigstens ein paar Wochen lang bei Tag ihren Anspann in das Gemeindeholz treiben zu dürfen, denn: „der Futtermangel seye gegenwärtig zu Genderkingen so aufs höchste gestiegen, daß sie bey gänzlichen Abgang einer Weide (denn selbst ihren gewöhnlichen Weidplatz hätten dermal die ausgetretene Donau und der Lech ganz überschwemmt) ihr Vieh krepieren lassen müßten." [3]

Schon 1810 ging man dazu über, nach und nach die großen, oft öden Gemeindeweideflächen auf die Mitglieder umzulegen. Immer mehr war man von den Vorteilen der Stallfütterung überzeugt und versprach sich einen größeren ökonomischen Nutzen, wenn die Weideplätze verteilt und kultiviert würden. Eine echte Besserung der Wirtschaftsverhältnisse bahnte sich aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Anbau von Hackfrüchten und Futterpflanzen auf dem Brachfeld an. Damit konnte der Viehbestand erhöht und die Misterzeugung zum Düngen gesteigert werden. Ab circa 1870 bestand, soweit finanzielle Mittel dafür vorhanden waren, die Möglichkeit, Kunstdünger einzusetzen. Große Vorteile brachte den Bauern die Gründung der Raiffeisengenossenschaften gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der „Spar- und Darlehenskassenverein Genderkingen" wurde 1887 ins Leben gerufen. Hier erhielt man nicht nur erschwingliche Kredite, sondern auch Beratungen in Sachen Landwirtschaft (z. B. über die richtige Anwendung von Kunstdünger, zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, etc.). Die Genossenschaft kaufte Saatgut und Kraftfuttermittel an und erwarb wichtige Maschinen, die den Mitgliedern günstig zur Ausleihe zur Verfügung standen. Der Schaden durch die jährlich ins Dorf strömenden Wassermassen blieb jedoch. Eine Besserung stellte sich erst mit dem Ende von Donaubegradigung (um 1880) und Lechregulierung (im 20. Jahrhundert) ein.

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges erfuhr die Landwirtschaft einen enormen Aufschwung. Zunehmende Mechanisierung und der Einsatz von Spritz-, Dünge-und Futtermitteln brachten eine deutliche Ertragssteigerung. Aufgrund verschiedener Faktoren wie Preisverfall, Subventionsabhängigkeit, Umweltschutz, erhöhter Freizeit- und Urlaubsanspruch, etc. setzte jedoch bereits in den 60er Jahren ein Prozeß des „Bauernsterbens" ein, der bis heute anhält. An den folgenden Statistiken läßt sich dieser deutliche Trend erkennen. Eine Erscheinung, wie sie nicht nur für Genderkingen typisch ist.

Weitere Daten in Statistik

Agrarsubventionen

Am 16. Juni 2009 wurde von Deutschland eine EU-Forderung nach mehr Transparenz bei den Agrarsubventionen umgesetzt. Seit diesem Tag gibt es eine entsprechende Web-Seite mit allen Informationen. Allerdings weigerte sich Bayern die Daten seiner Empfänger preiszugeben. Nach Androhung von Bussgeld durch die EU gab Bayern seinen Widerstand auf. Seit 2. August 2009 finden sich auch die bayerischen Daten im Netz. (Tipp: Landwirte aus Niederschönenfeld finden sich bisweilen unter der PLZ 86682)

Agrarsubventionen


Quellen

  1. Agricolstatistik Genderkingen aus dem Jahre 1830, Regierung Nr. 5149 (Staatsarchiv Augsburg)
  2. Akten des Bezirksamts Donauwörth, Nr. 248 (Staatsarchiv Augsburg)
  3. Klosterakten Kaisheim Nr. 243 (Staatsarchiv Augsburg)

Angaben des Bay. Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung