HN 1 in Urfahrhof

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Genderkinger Heimatbuch

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Allgemeine Hinweise

Das Wort „Hausnummer" erscheint im Text abgekürzt mit „HN". Ein angegebenes Datum bezieht sich jeweils auf die notarielle Verbriefung, nicht auf den Grundbucheintrag und nicht auf kirchliche Daten. Große Preisdifferenzen beim Ankauf und Verkauf eines Anwesens deuten oft auf den Ausbruch von Grundstücken aus dem Gesamtbesitz hin. Die Markwährung wurde 1876 eingeführt, wobei einem Florentiner Gulden (stets abgekürzt mit „fl.") circa 1,76 Mark entsprach, abgekürzt „M", „GM" („Goldmark") oder „RM" („Reichsmark"). Was die Schreibweise der Namen betrifft, so findet sich vor 1880 kaum eine einheitliche Rechtschreibung. Es gilt: „F" wie „V" (z.B. Foag/Voag), „ei" wie „ai", „m" wie „mm", „ö" wie „ä" oder „e" (z.B. Böck/Bäck/Beck), „ü" wie „i" (z.B. Müller/Miller), „s" wie „ß", „-l" wie „-el", „-r" wie „-er",und ähnliches.

HN 1 in Urfahrhof (Schwaighöfe 1 / Urfahrhof 1): „Urferschwaig" / „Urfar" / „Urfahrhof"

Der Urfahrhof liegt circa 4 km westlich von Genderkingen. Hier handelt es sich vermutlich um die älteste Einöde Genderkingens, existierte sie doch bereits als Amtslehen der Marschälle des Hochstifts Augsburg. Diese hatten das Hofgut als Unterlehen an das HeiligGeist-Spital Donauwörth verliehen.

Der Name „Ur-fahr" bedeutet soviel wie „Überfahrt" und leitet sich ab von der Pflicht, die Einwohner von Unterhamlar und von drei Häusern Nordheims beim Kirchgang nach Zirgesheim über die Donau zu setzen, die dem Urfahrbauern bis 1740 auferlegt war. Natürlich mußte er die Kirchgänger auch wieder zurückbringen. Auch der Urfahrhof selbst gehörte pfarrlich zu Zirgesheim. Bedingt durch seine Lage an Eggelseebach und Donau litt dieser Hof, wie wir aus dem Jahre 1750 erfahren (J.L. Kolleffel, Schwäbische Städte und Dörfer um 1750, Weißenburg 1974) „von der Donau an seinen Güthern großen Schaden: dann vor 20 Jahren ist er auf der Insel gestanden".

Mindestens seit 1694 bis 1906 war der Hof im Besitz der Familie Lauter: zunächst Georg Lauter, dann 1730 Adam Lauter, 1819 Bernhard Lauter (der Theresia Hurler von Breitwang heiratete), 1856 Franz Lauter und 1894 Franz Lauter jun. Anno 1830 hielt der Hof 226,73 Tagwerk und wurde auf 11000 fl. Wert veranschlagt. 1906 wurde das nunmehr 84 ha umfassende Gut nach circa 200jähriger Familientradition zum Preis von 125.000 M (incl. 40.000 M Mobilien) an David Mußelmann verkauft, welcher 30 Jahre später (1936) an seinen Sohn Oskar übergab. Der Hof zählte 1940 zu den zehn besten Betrieben des Zuchtverbandes im Landkreis Donauwörth. Im Jahre 1959 verkauften Oskar und Adelgunde Mußelmann den Urfahrhof zum Preis von 900.000 M an die Süddeutsche Zucker-AG Mannheim.

Der Urfahrhof um das Jahr 1930. Unten links das am Eggelseebach gelegene Wohnhaus