Familiengeschichte

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Genderkinger Heimatbuch

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Ein Kapitel Familiengeschichte

Hochzeit

Nicht Weiß, sondern festliches Schwarz war früher die Farbe der Braut. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden allmählich weiße Brautkleider getragen. Als Voraussetzung galt, daß die Braut weder verwitwet war, noch Kinder hatte. Die Herren trugen einen Gehrock und meistens einen Zylinder.

Eine Doppelhochzeit war auch früher etwas Seltenes. Hier haben sich die Geschwister Stangl („Hauserle") und Hurler („Kratzer", Wörthen) im Jahre 1937 zum Bund der Ehe entschlossen.
Untere Reihe v.li.: Maria Britzelmeir (geb. Hurler, 1945 beim Bombenangriff auf Donauwörth umgekommen), Maria Höringer (geb. Hurler), Andreas Stangl, Walter Krämer, Theodosia Hurler, Johann Höringer (später Bürgermeister von Niederschönenfeld), Franz Xaver Hurler, Geistl. Rat Fischer.
2. Reihe v.li.: Josef Krämer, Josefa Stangl, die Brautpaare Anastasia (geb. Hurler) und Bernhard Stangl sowie Elisabeth (geb. Stangl) und Albert Hurler, Anna Hurler, Andreas Seeler, Michael Graf.
Obere Reihe v.li.: Oskar Hurler, Franziska Krämer (geb. Stangl), Maria Stangl, Otto Hurler (1937 in der Donau ertrunken).


Goldene Hochzeit

Im Jahre 1954 feierten Anton Förg und seine Frau Kreszenz (geb. Traber) im Alter von 77 bzw. 79 Jahren in der Genderkinger Pfarrkirche St. Peter und Paul Goldene Hochzeit.


Taufe

Nur ein paar Tage alt waren früher die Neugeborenen, als sie zur Taufe getragen wurden. Die Mütter waren zu diesem Zeitpunkt noch im Wochenbett und nahmen normalerweise an der Tauffeier nicht teil. Vertreten wurden sie vom Paten des Kindes, sowie von der Hebamme, die den Täufling zur Feier richtete und auch am kirchlichen Akt teilnahm. Da noch kein Volksaltar vorhanden war, bereitete der Mesner im Altarraum eigens einen festlichen kleinen Tisch.

Im Alter von 5 Tagen wird der kleine Leonhard Schwab jun. getauft. In der Mitte des Bildes die langjährige Hebamme Antonie Martin aus Oberndorf, die von 1933 - 1958 vielen Genderkingern ins Licht der Welt verhalf. Vorne links der Mesner Anton Sauer und Geistl. Rat Jaumann. Rechts die Patin Kreszenz Angerer, sowie der Vater Leonhard Schwab sen. Vorne links die Schwester des Täuflings, Waltraud Schwab, rechts das Nachbarskind Maria Koller. Im Hintergrund Frau Anny Wanner, die die Hebamme mit dem Auto abgeholt hatte.


Mode

Eine eigenständige Tracht wurde in Genderkingen nicht getragen. Was sich unter einigen Frauen aber noch lange Zeit hielt, waren die sogenannten „Reginahauben", wovon ein Exemplar hier auf dem ersten Bild zu sehen ist. Meistens wurde diese Haube durch Einheirat von auswärts mitgebracht. Der Bogen der Kappe ist mit Goldfiligran, Perlen und bunten Steinen gearbeitet. Unterm „Bödele" sind vier Bänder angebracht; zwei, die hinten herunterhängen und zwei zum Binden unter dem Kinn.


Kinder

Das Leben der Kinder auf dem Land war früher stark in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Auch die Straße war Begegnungsstätte. Die Kinder verbrachten viel Zeit im Freien und fanden natürliche Spielplätze im Dorf (Weiher, Bäume, etc.). Mit wenigen Spielsachen ausgerüstet, war es nötig, Kreativität zu entwickeln, um eventuell aufkommende Langeweile zu zerstreuen. Meistens waren jedoch die Kinder am Alltag der Erwachsenen beteiligt und mußten bei den bäuerlichen und häuslichen Arbeiten ihrem Alter entsprechend mithelfen. In der Familie lebte jung und alt zusammen, Ereignisse wie Geburt und Tod erlebte man zu Hause. Hatten die Menschen damals auch weniger Freizeit, so hatte man doch Zeit füreinander. Heute sind die einzelnen Familienmitglieder aufgrund von Beruf oder Freizeitaktivitäten oft voneinander getrennt.

Als Norm galt früher, beim Gebetläuten heimzugehen, sonntags und auch werktags (vor Schulbeginn) die Kirche zu besuchen und erwachsene Menschen zu grüßen.

Kinderball beim Zollwirt 1954. Von links: Ursula Hanke, Elvira Böhm, Jutta Wolf, Karin Öhl, Evi Wanner, Hildegard Förg, Helga Reitsam, davor Christi Steimer, daneben Annelies Dürr, Elisabeth Öhl (vorne), Peter Wolf, Erika Axmann, Lem Lohmiller, Gerda Traber, Ingrid Wolf, Helene Klebl, Manfred Bachschneider. Dahinter stehen Herr und Frau Wolf


Feierabend

Nach getaner Arbeit setzte man sich früher gemütlich zusammen, während heute zu oft das Fernsehen die Rolle der Geselligkeit übernimmt. Großeltern und ältere Kinder ziehen sich häufig in ihre eigenen Zimmer zurück. Damals hielten sich schon aus heiztechnischen Gründen alle im selben Raum (in der Stube) auf. Man erholte sich von den Strapazen des Tages, die Frauen gingen noch einer Handarbeit nach und so manches Problem konnte jetzt diskutiert werden. Nicht selten traf man sich im Winter bei einem Nachbarn zum sogenannten „Hoigarta": die Alten saßen am Ofenbänkle, die Frauen hatten zum „Ratschen" ihr „G'strick" dabei, die Männer „kartelten" und die Jungen lernten hier das Tanzen. Manchmal spielte jemand Ziehharmonika und auch der häusliche Gesang wurde gepflegt. Im Sommer ließ man den Tag auch gerne in gemütlicher Runde bei einem „Ratsch" vor dem Haus ausklingen, um die kühle Abendluft zu genießen und die Geselligkeit zu pflegen.