Familiengeschichte
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Ein Kapitel Familiengeschichte
Hochzeit
Nicht Weiß, sondern festliches Schwarz war früher die Farbe der Braut. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden allmählich weiße Brautkleider getragen. Als Voraussetzung galt, daß die Braut weder verwitwet war, noch Kinder hatte. Die Herren trugen einen Gehrock und meistens einen Zylinder.

Untere Reihe v.li.: Maria Britzelmeir (geb. Hurler, 1945 beim Bombenangriff auf Donauwörth umgekommen), Maria Höringer (geb. Hurler), Andreas Stangl, Walter Krämer, Theodosia Hurler, Johann Höringer (später Bürgermeister von Niederschönenfeld), Franz Xaver Hurler, Geistl. Rat Fischer.
2. Reihe v.li.: Josef Krämer, Josefa Stangl, die Brautpaare Anastasia (geb. Hurler) und Bernhard Stangl sowie Elisabeth (geb. Stangl) und Albert Hurler, Anna Hurler, Andreas Seeler, Michael Graf.
Obere Reihe v.li.: Oskar Hurler, Franziska Krämer (geb. Stangl), Maria Stangl, Otto Hurler (1937 in der Donau ertrunken).
Goldene Hochzeit
Taufe
Nur ein paar Tage alt waren früher die Neugeborenen, als sie zur Taufe getragen wurden. Die Mütter waren zu diesem Zeitpunkt noch im Wochenbett und nahmen normalerweise an der Tauffeier nicht teil. Vertreten wurden sie vom Paten des Kindes, sowie von der Hebamme, die den Täufling zur Feier richtete und auch am kirchlichen Akt teilnahm. Da noch kein Volksaltar vorhanden war, bereitete der Mesner im Altarraum eigens einen festlichen kleinen Tisch.

Mode
Eine eigenständige Tracht wurde in Genderkingen nicht getragen. Was sich unter einigen Frauen aber noch lange Zeit hielt, waren die sogenannten „Reginahauben", wovon ein Exemplar hier auf dem ersten Bild zu sehen ist. Meistens wurde diese Haube durch Einheirat von auswärts mitgebracht. Der Bogen der Kappe ist mit Goldfiligran, Perlen und bunten Steinen gearbeitet. Unterm „Bödele" sind vier Bänder angebracht; zwei, die hinten herunterhängen und zwei zum Binden unter dem Kinn.
Walburga (geb. Stadler aus Zirgesheim) und Bernhard Seeler mit den Söhnen Georg (links) und Bernhard (rechts) 1898
Eine eigenständige Tracht wurde in Genderkingen nicht getragen. Was sich unter einigen Frauen aber noch lange Zeit hielt, waren die sogenannten „Reginahauben", wovon ein Exemplar hierzu sehen ist. Meistens wurde diese Haube durch Einheirat von auswärts mitgebracht. Der Bogen der Kappe ist mit Goldfiligran, Perlen und bunten Steinen gearbeitet. Unterm „Bödele" sind vier Bänder angebracht; zwei, die hinten herunterhängen und zwei zum Binden unter dem Kinn.Die Häußler-Töchter 1920. Familienzusammengehörigkeit wurde früher hoch geachtet. Gerne stellten sich die Angehörigen auch ohne besonderen Anlaß dem Fotografen. Die sechs Schwestern tragen die typischen Frauenkleider der damaligen Zeit. In Wirklichkeit waren diese Kleider natürlich nicht alle Grau in Grau, sondern hatten durchaus verschiedene Farben. Die Sonntagsbekleidung, wie sie auf diesem Bild zu sehen ist, wurde geschont, werktags trug man ein schlichteres Gewand mit einer vorgebundenen Schürze. Die drei älteren Schwestern sind geschmückt mit silbernen Uhrketten. V. li. stehend: Walburga (später Ordensfrau), Josefa, Anna (verh. Saur). Sitzend: Johanna, Kreszenz (verh. Aufheimer), und Maria Häußler.
Auch bei den Kindern war der hochgeschlossene Kragen in der Feiertagsbekleidung typisch. Der Bub trägt eine sogenannte „Knickerbocker"-Hose. V. li.: Franz Narr, Anna Wanner (verh. Rozer) mit der kleinen Helene Narr, Viktoria Bergmeier und vorne rechts Anna Narr (verh. Voag). Die Aufnahme entstand 1912.
Kinder
Das Leben der Kinder auf dem Land war früher stark in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Auch die Straße war Begegnungsstätte. Die Kinder verbrachten viel Zeit im Freien und fanden natürliche Spielplätze im Dorf (Weiher, Bäume, etc.). Mit wenigen Spielsachen ausgerüstet, war es nötig, Kreativität zu entwickeln, um eventuell aufkommende Langeweile zu zerstreuen. Meistens waren jedoch die Kinder am Alltag der Erwachsenen beteiligt und mußten bei den bäuerlichen und häuslichen Arbeiten ihrem Alter entsprechend mithelfen. In der Familie lebte jung und alt zusammen, Ereignisse wie Geburt und Tod erlebte man zu Hause. Hatten die Menschen damals auch weniger Freizeit, so hatte man doch Zeit füreinander. Heute sind die einzelnen Familienmitglieder aufgrund von Beruf oder Freizeitaktivitäten oft voneinander getrennt.
Als Norm galt früher, beim Gebetläuten heimzugehen, sonntags und auch werktags (vor Schulbeginn) die Kirche zu besuchen und erwachsene Menschen zu grüßen.

Feierabend
Nach getaner Arbeit setzte man sich früher gemütlich zusammen, während heute zu oft das Fernsehen die Rolle der Geselligkeit übernimmt. Großeltern und ältere Kinder ziehen sich häufig in ihre eigenen Zimmer zurück. Damals hielten sich schon aus heiztechnischen Gründen alle im selben Raum (in der Stube) auf. Man erholte sich von den Strapazen des Tages, die Frauen gingen noch einer Handarbeit nach und so manches Problem konnte jetzt diskutiert werden. Nicht selten traf man sich im Winter bei einem Nachbarn zum sogenannten „Hoigarta": die Alten saßen am Ofenbänkle, die Frauen hatten zum „Ratschen" ihr „G'strick" dabei, die Männer „kartelten" und die Jungen lernten hier das Tanzen. Manchmal spielte jemand Ziehharmonika und auch der häusliche Gesang wurde gepflegt. Im Sommer ließ man den Tag auch gerne in gemütlicher Runde bei einem „Ratsch" vor dem Haus ausklingen, um die kühle Abendluft zu genießen und die Geselligkeit zu pflegen.
Feierabend bei Fam. Riegel (Breitwangerhof) 1932. V. li.: die Kinder Max, Johann (gefallen 1943) mit einer Kugelbahn, Paula auf dem Schoß von ihrer Tante Dora Fischer (Schwester und Haushälterin von Geistl. Rat Fischer), Hilda, Viktoria auf dem Arm der Mutter Anna Riegel, Hofbesitzer Johann Riegel und Marianne mit einer Stickarbeit. Dahinter steht Leonhard Riegel. Das Bild wurde aufgenommen vom Apotheker und Fotografen Wunderer aus Rain.