Die Schauspielmusik von Pfarrer Bieger zu "Maria von Brabant"

Aus Genderkinger Wiki
Version vom 3. August 2021, 14:05 Uhr von Gdkadmin (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „thumb|left|framed|Burg Mangoldstein zu "Schwebischwerde" Am 02. August 1254 heiratete der Wittelsbacher Ludwig II. (1229 – 1…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Burg Mangoldstein zu "Schwebischwerde"

Am 02. August 1254 heiratete der Wittelsbacher Ludwig II. (1229 – 1294), Herzog von Bayern, Oberbayern und Kurfürst von der Pfalz, Maria (1226 – 1256), die Tochter von Herzog Heinrich II. von Brabant und Lothringen aus seiner ersten Ehe mit Maria, der Tochter von König Philipp von Schwaben. Unmittelbar nach der Hochzeit bezogen Ludwig II. und Maria von Brabant die Burg Mangoldstein zu „Schwebischwerde“ (Donauwörth).


In ihrem Gefolge waren der junge Konradin, Herzog von Schwaben (1252 – 1268) – der letzte Staufer - sowie seine Mutter, die Königin Elisabeth. Während einer Abwesenheit Ludwigs, im Herbst des folgenden Jahres, sollen höfische Intriganten die Eifersucht des Bayern-Herzogs entfacht haben, indem sie seine Frau der Untreue bezichtigten. Untreue der Frau galt als todeswürdiges Schwerverbrechen. Die Sage berichtet von einer tragischen Briefverwechslung. Herzog Ludwig II. kehrte im Zorn aus der Pfalz zurück, durchbohrte das Hoffräulein Helica von Prennberg mit dem Messer, stürzte das Hoffräulein Mechtildis von Peilstein von den Zinnen der Burg und ließ seine unschuldige Frau Maria im Burghof enthaupten. Dies geschah in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1256. Weil er seiner Frau gegenüber so unerbittlich war, erhielt Herzog Ludwig II. den Beinamen „der Strenge“. Als Buße wurde ihm die Gründung des Klosters Fürstenfeld bei Fürstenfeldbruck auferlegt. Maria von Brabant und die beiden Hoffräulein fanden ihre letzte Ruhestätte in Kloster Hl. Kreuz in Donauwörth.


Gruft der Maria von Brabant in der Klosterkirche "Hl. Kreuz" in Donauwörth. Links und rechts von ihr ruhen die beiden Hofdamen Helica von Prennberg und Mechtildis von Peilstein.
Die Enthauptung der Maria von Brabant


Die Gruft wurde durch Ludwig Auer im Jahre 1897 erneuert. Aus diesem Anlass fand am 14. März 1897 die Uraufführung seines Dramas „Maria von Brabant“ vor 300 geladenen Gästen statt. Die Schauspielmusik zu diesem Drama schrieb der Genderkinger Pfarrer und Komponist Franz Anton Bieger.


Für die fünf Akte des Dramas schrieb Franz Bieger eine Einleitungsmusik für den ersten Akt und 4 Vorspiele für die übrigen Akte sowie im ersten Akt einen „Einzugsmarsch“, eine Huldigung für die Herzogsfamilie, für König Konradin und dessen Mutter Elisabeth, außerdem einen Kinderchor „Es war einmal ein Täubchen“ für den zweiten Akt und einen weiteren Kinderchor für den vierten Akt „Leg all dein Leid und jeden Schmerz“.


Wie man aus der symphonischen Besetzung erkennen kann, schrieb Bieger diese Schauspielmusik für den Orchesterverein Donauwörth, dessen Dirigent und Mitglied er war. Obwohl Bieger seinen kompositorischen Schwerpunkt in der geistlichen Musik sah, ist ihm diese weltliche Schauspielmusik doch in hervorragender und hörenswerter Weise gelungen. Er entpuppte sich dabei als ein Meister der Komposition, des symphonischen Orchesterarrangements und des - dem tragischen Inhalt des Dramas angepassten - Klangs.


Schauspiel und Schauspielmusik waren offensichtlich in Donauwörth auch später noch sehr erfolgreich. Wir wissen, dass Drama und Musik in Donauwörth im Jahre 1923 wenigstens sechsmal in Folge aufgeführt worden war, 1932 insgesamt 14 mal und in den Jahren 1956 und 1957 wird von insgesamt 18 Aufführungen in Folge berichtet.


Herzog Ludwig II. und seine Gemahlin Maria von Brabant

Von weiteren Aufführungen dieser Musik in Verbindung mit dem Drama wissen wir nicht. Aufführungen einer Überarbeitung des Dramas von Ludwig Auer in der Folgezeit verzichteten wohl auf die Musik Biegers, so dass die Noten, die lediglich als Autographen vorlagen, danach als verschollen galten, ehe sie im Jahre 2006 anlässlich des 750. Todesjahrs der Maria von Brabant von Dr. Ottmar Seuffert im Stadtarchiv Donauwörth wieder entdeckt wurden.


Anlässlich der Gedenkfeiern zum 100. Todestag des Komponisten wurde Biegers Schauspielmusik von Reiner Pfaffendorf für Symphonieorchester wieder eingerichtet. Alexander Pfaffendorf führte diese Musik konzertant mit dem Symphonieorchester des Welfen-Gymnasiums Schongau und der Musikschule "Pfaffenwinkel" in der Genderkinger Kirche auf. Dr. Alfred Böswald, Altoberbürgermeister von Donauwörth, erläuterte dazu den historischen Hintergrund der dramatischen Ereignisse auf Burg Mangoldstein und beleuchtete dabei eindrucksvoll auch die Rolle Donauwörths im Zentrum der europäischen Politik dieser Zeit.