Bürger und Gemeinde

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Bürger und Gemeinde

Ehemalige Siegel der Gemeinde


Die Gemeinde

Die Kanzlei der Gemeinde Genderkingen befindet sich seit 1965 in der „alten Schule". Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Amtsgeschäfte beim jeweiligen Bürgermeister getätigt, wo auch die Gemeinderatssitzungen abgehalten wurden. Seit dem 1. Mai 1978 ist Genderkingen als selbständige Gemeinde mit ehrenamtlichem Bürgermeister und 12 Gemeinderäten der Verwaltungsgemeinschaft Rain/Lech angeschlossen. Vor allem aufgrund fehlender Mehrzweckräume ist ein neues Gemeindezentrum in Planung.

Im Jahr 1840 hatte die Gemeinde laut Kataster [1] (ohne die Ortschaft Hamlar, die bis 1845 zu Genderkingen gehörte) folgenden Grundbesitz:

A) Das Hirtenhaus und die unverteilten Gemeindegründe 464,88 Tgw.
B) Forstentschädigungsteile vom Jahre 1806 64,99 Tgw.
C) Unsteuerbare Gegenstände (Wege, Dämme, Gewässer ...) 69,22 Tgw.
Summe: 599,09 Tgw.

Dazu zählten z. B. folgende Flurgebiete:

  • das „Ried" und die „Ruthenwiesen"
  • die „Straßteile" (beiderseits der Hauptstraße auf Höhe der „Eisenmähder")
  • Teile „Im roten Laich"
  • Teile vom „Regelle"
  • das „Gemeindle" (westlich der Straßweiher an der Hauptstraße)
  • ein Streifen entlang dem „Rohrhackengraben"
  • Grundstücke um das ehemalige Hirtenhaus (heute Jugendzentrum)
  • Gebiete „in der Wertach"
  • die „Fuhrmannsgasse" entlang (vom Bahnweg Richtung Rain)
  • der „alte Krautgarten" (hinter dem „Ochsenanger")
  • der „neue Krautgarten" (beiderseis des Mühlbachs am nördlichen Ortsrand)
  • Teile im „Lechfeld"
  • die „Kälberweid" (am Kapellenweg/Lechstraße)
  • der „Ochsenanger" (an der Lechstraße)
  • „Karnierle" und „Brunnenwasser"(an der Flurgrenze entlang des Lechs)
  • der „Fischerlettenwald"
  • Teile des „Simonalte"

Schon um 1800 begann man damit, verschiedene Flächen an die berechtigten Gemeindemitglieder (Inhaber des Gemeindebürgerrechts) zu verteilen. 1808 verloste man z. B. Teile vom „Gemeindle". 1818 wurden große Flächen der Riedweide aufgeteilt, da man „von den Vorteilen der Stallfütterung vollkommen überzeugt" war. Die mageren Weiden sättigten das Vieh kaum und setzten es noch dazu häufig der Hitze aus, so daß ständig Klagen über den Mangel an Milch, Schmalz und Dünger laut wurden. Bis 1827 war die Aufteilung sämtlicher kleinerer Weideplätze abgeschlossen. Im Juni 1846 wurden öde Gemeindegründe zur Verteilung gebracht, „welche sich als Weide nicht mahl benützen lassen", als Entschädigung, „weil vorigen Jahres das Hochwasser den meisten Einwohnern einen Theil ihrer Äcker zerrissen hat". 1895/96 erfolgte die endgültige Verteilung des Riedgrundes (ungefähr 100 Tagwerk) mit der Begründung, damit einen höheren Ertrag erwirtschaften zu können, „als die Fläche dem Schäfer als Weide zu überlassen, da ja der Ertrag des Schafweidepachtes von Jahr zu Jahr im Preise rückwärts geht" [2].

1948 begann für 900 ha Fläche die Flurbereinigung in Genderkingen. Verbunden war damit der Bau von Wirtschaftswegen. Hier sind von links Anton Rostomiliy, Michael Zeller und ganz rechts Hermann Furtmeier den Beamten Müller und Dörr behilflich, mit Hilfe von Visierstäben die Felder auszumessen
Ein großangelegtes Projekt war von 1974 bis 1977 der Kanalbau. Der Verkehr mußte zu diesem Zweck weiträumig (über Eggelstetten) umgeleitet werden. Rechts im Hintergrund ist das Pfarrhaus zu erkennen.

Das Bürgerrecht

Das Gemeindebürgerrecht war ein öffentlich-rechtlicher Status als Voraussetzung für den Bestand gewisser Rechte und Pflichten einer Person.

Als Gemeindebürger genoß man das Recht,

  1. bei der Beratung und Abstimmung über Gemeindeangelegenheiten mitzuwirken,
  2. zu Gemeindeämtern zu wählen und gewählt zu werden,
  3. an dem Gemeindegut und dessen Nutzungen teilzunehmen und
  4. die Gemeindeanstalten zu benützen.

War man nicht durch Geburt Bürger einer Gemeinde, so konnten sich ledige Männer das Bürgerrecht käuflich erwerben. Der Antragsteller mußte hierzu nachweisen, daß er sich im Ort verheiraten wird und, „daß er an Geld, Gut, Kunst und Profession so viel vermag, daß er sich ohne Beschwerde der Öffentlichkeit mit Kind und Weib ehrlich zu nähren vermag" [3]. Für besondere Verdienste konnte das Bürgerrecht auch gebührenfrei verliehen werden. 1840 gehören der Gemeinde Genderkingen z.B. 69 Gemeinderechtler an.

Durch Verwaltungsbeschluß vom 15. Juli 1880 wurde dem Schuhmacher und Ökonom Leonhard Häusler von Genderkingen das Gemeinderecht gegen Entrichtung einer Bürgerrechtsgebühr von 20 M 57 Pf verliehen.
„Durch Verwaltungsbeschluß vom 16. Sept. 1917 wurde Herrn Max Hartung als Kriegsteilnehmer das Gemeindebürgerrecht gebührenfrei verliehen."


Bürgermeister Haupt- oder Ehrenamtlich? Bericht Donauwörther Zeitung 18.05.2018 mit dabei Roland Dietz

Die Bürgermeister von Genderkingen

1819 Jakob Furthmayr (Vorsteher) und Michael Förg (Pfleger)
1825 Josef Strobel (Vorsteher) und Michael Förg (Pfleger) Quelle
1855-1857 Furtmair (Vorsteher) und Hänsel (Pfleger)
1858-1860 Furtmair (Vorsteher) und Lohmiller (Pfleger)
1860-1866 Andreas Miller (Vorsteher) und Enzler (Pfleger)
1867-1875 Johann Strobl
1876-1881 Mathias Wanner, geboren auf dem Schönenfelderhof, ab 1857 auf Hausnummer 2
1881-1886 August Wünsch, Bräuwirt
1886-1893 Andreas Lehner, Hausnummer 33
1894 -1900 Karl Zinsmeister, Bräuwirt
1900-1930 Johann B. Wanner, Zollwirt, Neffe von Mathias Wanner (1876-81), Ehrenbürger
1930-1933 Michael Liedl sen., Landwirt
1933-1945 Franz Xaver Königsdorfer, Schreinermeister
1945-1948 Michael Liedl sen., Landwirt (wiedereingesetzt von der amerikanischen Besatzungsmacht)
1948-1972 Andreas Voag, Landwirt, Ehrenbürger und Altbürgermeister
1972-1978 Reinhold Hofmann, Kaufmann
1978-2008 Johann Schilke, Land- und Gastwirt. Kommunale Verdienstmedaille in Bronze. Träger der goldenen Bürgermedaille. Altbürgermeister
2008-2020 Roland Dietz
seit 2020 Leonhard Schwab


Die Mitglieder des Gemeinderats

1922-1929

Andreas Stangl (2. Bgm.), Leonhard Berger, Michael Furtmeier, Xaver Herre, Michael Liedl, Josef Luderschmid, Johann Meier, Josef Narr, Johann Rehm.

Im Dezember 1924 trat Peter Schwab für Josef Luderschmid ein, im Januar 1925 Anton Herre für seinen Vater Xaver Herre und im November 1926 Eustachius Gerhard für Leonhard Berger, der von Genderkingen wegzog.

1930-1933

Im Januar 1930 fand eine Neuwahl statt. Nun vertraten 10 (statt bisher 9) Gemeinderäte die Interessen der Bürger. Weiterhin waren tätig: Andreas Stangl (2. Bgm.), Michael Furtmeier, Eustachius Gerhard, Anton Herre, Johann Meier und Peter Schwab. Neu hinzugewählt wurden: Anton Fischer, Josef Rammer, Johann Riegel und Franz Schilke.

1933-1935

Im Mai 1933 wurde ein neuer Gemeinderat mit wiederum 9 Mitgliedern aufgestellt, wovon jedoch zwei (Leonhard Gerhard und Michael Furtmeier) einen Monat später ausschieden. Die 7 verbleibenden waren: Michael Stöpperger (2. Bgm.), Josef Bengeser (ab Januar 1935: Franz Narr), Andreas Bobfinger, Anton Herre, Oskar Musselmann, Anton Nagl und Sebastian Wagner. Das letzte Protokoll stammt vom Oktober 1935.

1935-1946

Aus dieser Zeit existieren keine Unterlagen über den Gemeinderat.

1946-1948

Nach dem Krieg umfaßte der Gemeinderat 7 Mitglieder: Josef Hermann (2. Bgm.), Anton Fischer, Michael Graf, Leonhard Graßer, Andreas Seeler, Georg Seiler und Franz Strobl.

1948-heute

Im Mai 1948 wurde die Zahl der Gemeinderäte auf 10 erhöht, 1956 -1966 wieder auf 8 gekürzt. 1966 -1972 vertraten 10, seit 1972 vertreten 12 Gemeinderäte die Interessen der Bürger.

Name 48/52 52/56 56/60 60/66 66/72 72/78 78/84 84/90 90/96 96/2002 2002/2008 2008/2014 2014/2020 2020/2026
Baumann Adolf x x
Bleymayr Klaus x x
Böck Christian x x
Böck Michael ab 83 x x x x bis 2008
Böck Michael jun. x x
Bosch Gallus x x x x x
Bosch Theodor ab 2009
Dietz Roland x
Faul Johann x x
Fischer Alfons x x x
Fischer Anton x x
Florian Wilfried x x x ab
Förg Markus x x
Forster Claudia x
Fürst Michael x x
Furtmeier Werner bis 2000
Gastl Christoph ab 2008
Geillinger Gudrun x
Geillinger Maria x
Geillinger Werner x
Glaß Andreas x x
Graßer Leonhard x x
Harsch Karl x x x
Hartung Alexander x x
Herre Thomas x
Herre Anton x
Hesse Richard x
Hettenkofer Ludwig ab 2000
Hofmann Reinhold x bis 80
Kinscher Adolf x
Kitzinger-Spaderna Gabriele x
Klebl Kurt x x x x
Knorr Otto x
Koch Klaus x
Köckeis Wolfgang x bis 2009
Koller Josef x
Liedl Andreas x x
Liedl Michael x x x
Litzl Herbert x
Luderschmid Hermann ab 80
Mair Herbert x x
Meier Thomas x
Miehle Konrad x x
Mitschke Arno x bis 81
Mittl Michael x
Munninger Gerhard x x
Partsch Alfred x
Pfaffendorf Reiner x x
Reschauer Winfried x
Riegel Max x x x x x x
Roßmann Otto x bis 83
Schellenberger Bernhard x x
Scherer Gabriele x x x
Schiffelholz Ludwig x x x
Schilke Johann x
Schmidt Rudolf x x x x x
Schreiber Josef x x x
Schröder Heike x x
Schwab Leonhard jun. x x bis x
Schwab Leonhard sen. x x
Schweier Wolfgang x
Seeler Andreas x x x x x
Seeler Josef x x x
Seiler Georg x x x x
Simba Johann x
Stangl Bernhard jun. ab 81 x
Stangl Bernhard sen. x x
Steiner Leopold x x x x
Stempfle Simone x
Teschauer Manuela x
Wagner Franz x
Wagner Franz jun. x x x
Wagner Josef x
Wagner Sebastian x x x
Wagner Theresa x
Wiest Karl x x x x x
Wolf Karl x
Zeckel Franz x

Nachtwächter und Gemeindediener

Aus einem Protokollbuch des Jahres 1786 wissen wir, daß der Nachtwächter „an verschiedenen Plätzen die Stunden fleißig ausrufen und um 1 Uhr bis 4 Uhr blasen und dann für jede Nacht 4 Kreuzer erhalten solle". Das Ausrufen der Uhrzeit verlor sich mit dem Anbringen der Kirchturmuhr. Nötig war jedoch nach wie vor die Nachtwache, die in unserem Dorf bis circa 1930 fortgeführt wurde. 1913 betrug das Jahresgehalt dafür 146 M 67 Pf. Der letzte Nachtwächter Genderkingens war Leonhard Königsdorfer.


Die Gemeindearbeiter

Der Gemeindediener untersteht dem Bürgermeister. Hatte er früher vor allem die Aufgabe, sich um die Erledigung anfallender Arbeiten an öffentlichen Einrichtungen und Plätzen zu kümmern, so ist er heute als Gemeindearbeiter hauptberuflich mit der Instandhaltung gemeindlicher Anlagen betraut. Dazu zählt auch die Wartung der Kläranlage.
Seit jeher gehört es zu den Nebenaufgaben des Gemeindedieners, die Gemeinderäte zur Sitzung zu laden. Früher geschah dies mündlich und dafür gab es nicht selten ein Stamperl Schnaps oder eine Zigarre. Heute wird die Einladung schriftlich überbracht. Zu den Pflichten des früheren Gemeindedieners zählte ferner das „Ausschellen": mit dem Fahrrad unterwegs, ausgestattet mit einer lauttönenden Glocke als Signal zur Aufmerksamkeit, machte er etwa an jedem vierten Haus Halt, um Bekanntmachungen wie Versammlungstermine, Notschlachtungen, u.ä. auszurufen. Allgemeine Gemeindebeschlüsse und Informationen wurden der Bevölkerung jeden Sonntag nach dem Gottesdienst bei der „Gmoid" bekanntgegeben. Damit ist die Versammlung interessierter Bürger des Ortes vor dem Gasthaus Schilke gemeint, wo der Bürgermeister die aktuellen Mitteilungen verkündete. Die Tradition der „Gemeinde-Versammlung" wurde bis 1948 aufrechterhalten und sodann durch Anschlag der ortsüblichen Bekanntmachungen an den Gemeindetafeln ersetzt.

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Mathias Biberthaler

Ab xxxx Gemeindearbeiter in Genderkingen und ab Oktober 2015 auch Diakon



Ehrenbürger Genderkingens

Quellen

  1. Staatsarchiv Augsburg, Rentamt Donauwörth Nr. 700
  2. Staatsarchiv Augsburg, Rentamt Donauwörth Nr. 247
  3. Bayerische Gemeindeordnung des Jahres 1869 und 1896