Bäuerliches Leben

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Genderkinger Heimatbuch

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BILDER AUS DEM BÄUERLICHEN LEBEN

Getreideernte

Der jährliche Höhepunkt der Landwirtschaft war zu allen Zeiten die Getreideernte. Früher wurde diese ausschließlich in Handarbeit mit Hilfe einfacher Werkzeuge wie Sichel, Gauckel (Sense mit zusätzlichem Bogen aus Weidengeflecht) und Dreschflegel erledigt. Zum Mähen des Korns kamen zusätzlich Saisonarbeiter, die sogenannten Schnitter, oft von weit her, zum Teil auch aus dem Ausland (Italien, Balkanstaaten, etc.). Wenn die Felder abgemäht waren, feierte man die „Sichelhenk"; ein ausgelassenes Fest, bei dem man die Schnitter verabschiedete. Die Magd, die die letzte Garbe abgenommen hatte, mußte die „Kiachle" (Schmalzgebäck) dazu backen. Dieser Brauch hielt sich bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Datei:Dreschen bauernhannes 1926.jpg
Dreschen auf dem Bauernhannes-Hof 1926

Ein großer Schritt in Richtung Technisierung der Erntearbeiten war die Einführung der Dampfdreschmaschinen. Kurzzeitig wurde eine derartige Erfindung schon 1881 in Genderkingen betrieben, und zwar von Georg Wolf, dem damaligen Besitzer des Bäckenbauer-Hofes. Der Durchbruch gelang aber erst 1904, als die Mitglieder des hiesigen Darlehenskassenvereins beschlossen, auf allgemeines Verlangen eine Dampfdreschmaschine anzuschaffen. Später kam noch eine zweite hinzu.

Auf dem Bild rechts ist links die Dampfkesselanlage zu sehen, die vom „Heizer" bedient wurde. Dieser schürte mit Holz oder speziellen Briketts den Kessel und mußte immer wieder das verdampfte Wasser mittels einer Handpumpe nachfüllen. Der Dampfmotor trieb mit Ledertreibriemen die eigentliche Dreschmaschine im Innern des Stadels an, wo viele Hände für den reibungslosen Ablauf des Dreschvorganges sorgten: 2 Männer mußten zunächst die Getreidegarben mit Gabeln auf den Dreschtisch hochspitzen. Dort wurden, zumeist von 2 Frauen, die gebundenen Garben aufgemacht und aufgeschüttelt. Der „Einleger" oder „Einlasser" legte die losen Ähren in die Maschine ein, die sie in Stroh und Korn trennte. Der „Auftragen" mußte die gefüllten Getreidesäcke (ca. 2 Zentner schwer) wegnehmen, die er mit einer Winde zum besseren Aufnehmen hochzog. Das ausgedroschene Stroh wurde von Frauen zu „Wischen" gelegt, die der „Binder" mit Stricken zusammenbinden mußte. Anschließend wurden die Bündel wieder mit Gabeln in den Strohstock weitertransportiert. Die Arbeit von Heizer und Einleger wurde pro Tag jeweils mit circa 2 M 50 Pf entlohnt (1904).

Bodenbearbeitung und Bodennutzung

Kuhgespann mit Holzpflug um 1919

Kuhgespann mit Holzpflug um 1919. Damit war im Gegensatz zu heute nur ein sehr leichtes Ackern möglich. Pro Arbeitstag bewältigte man mit einem derartigen Feldgerät maximal 1/3 Tagwerk. Auf dem Pflug liegen Maulkörbe, die die Tiere während des Pflügens umgebunden bekamen, da man sie sonst durch ständiges Fressen am Ackerrain oder am aufgegangenen Unkraut nur schwer vorwärts gebracht hätte. Die Kühe tragen hier, ähnlich wie Pferde, ein Kummetgeschirr, das unten offen und mit einer verschließbaren Kette zusammengehängt war. So konnte man es beim Anlegen besser über die Hörner streifen. Damit die Pflugschare beim Transport nicht am Boden kratzten, wurden sie, wie hier ganz links ersichtlich, auf ein Stangengestell (die sog. „Pflugschleife") aufgelegt. Der Mann trägt eine „Gauckel" zum Getreidemähen.


Kuhgespann mit Eisenpflug 1937

Anton Herre 1937 beim Pflügen mit einem Eisenpflug. Das rechte Rad, das in der Furche lief, war größer als das linke, was einen Fortschritt gegenüber dem früheren Holzpflug bedeutete. Die Zugtiere tragen als Geschirr das für Ochsen typische Joch, das man in Genderkingen auch als „Ochsenbögen" bezeichnete.

Tierhaltung

Mit der Landwirtschaft untrennbar verbunden ist die Haltung von Tieren. Neben Rindvieh, Schweinen oder Geflügel gab es in Genderkingen dabei früher auch Schafherden, deren Wolle ein zusätzliches Einkommen sicherte. Noch 1932 gingen drei Männer unserer Gemeinde dem Beruf des Schäfers nach: August Herkert, Gottlieb Eindauer und Michael Nagel. Der letzte Schäfer in Genderkingen war Adolf Weber, der seine Tätigkeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg ausübte. Eine Schafherde umfaßte circa 300 Schafe, jedes einzelne erkannte der Schäfer an seinem Aussehen. Untergebracht waren die Tiere z. B. auf dem Anwesen "Beim Wastl" (Gstaadweg 5) und in den Wörthen beim „Bayertoni". Gemeindliche Schafweiden zur Verpachtung waren z. B. in den Ruthen, im Ried oder am Lech entlang (rechts der Straße, die heute zum Sportplatz führt). Zudem wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg wöchentlich vor dem Gasthaus Schilke „der Pferch" versteigert: gegen ein Meistgebot kam der Schäfer mit seiner Herde auf ein bestimmtes Feld, das er stückweise umzäunte, damit es nach und nach mit Schafskot gedüngt wurde. Zum Preis gehörte natürlich auch die Verpflegung für Schäfer und Hund.